Vaya Con “Zeppelin”!

Ich weiss es noch genau. Zwei 1/2 Jahre ist es her. Der Parkplatz war ueberfuellt. Vor dem Eingang draengte sich eine moerderische und feierwuetige Meute von Menschen. Die Tuersteher liessen jeweils nur kleine Gruppen vorbei. Ich war schon leicht benebelt von dem Vorgluehen in der Werkstatt. Es war auch schon ziemlich spaet. So stand ich leicht abwesend inmitten der Menschenmassen. Doch wie ein Wunder wurde ich auf einmal von den Sicherheitskraeften an der Absperrung vorbei geschoben. Der Spass konnte beginnen (Naja, erstmal musste noch Eintritt bezahlt werden!).

Schon nach einigen Besuchen bemerkten wir, dass man aus dem Zeppelin immer nuechterner rauskommt als man reingegangen ist. Bemerkbar machte sich der Discobesuch dafuer allerdings in unserem Portemonnaie. Wir koennten heute alle mit teuren Sportwagen durch die Gegend fahren. Aber das war uns egal. Immerhin hatten wir jetzt eine Disco quasi vor der Haustuer.

Auch unser Taxifahrer hat ueber das Zeppelin geflucht. So oft beging er fuer uns Hausfriedensbruch, nur um uns direkt vor dem Eingang absetzen zu koennen. Das Zeppelin kooperiert naemlich leider mit einem anderen Taxidienst. Mit der Zeit wurden die Reaktionen haerter und wir mussten uns an einen kleinen Fussmarsch gewoehnen. Was nicht unbedingt optimal ist, wenn einen die Tuersteher schon aus der Ferne anstolpern sehen. Aber reingekommen sind wir jedesmal.

Damals wurde in der Mainhall noch gemaessigte Musik gespielt, die einem die langen Wartezeiten an den Tresen noch ertraeglich machte. Doch die Musik sollte schon bald dem Techno weichen.

Nach ein paar Bier zuviel, traute ich mich dann auch die Kleiderordnung umzukrempeln. Immerhin waren wir schon als Stammgaeste bekannt. Mit Sombrero auf und DocMartens an ging es nicht nach Mexiko, aber z.B. in die Druckkammer. Das erregte auch bald Aufmerksamkeit bei einer Sicherheitskraft. Ich wurde ihr kleiner Mexikaner oder so in der Art. Im Gegenzug wurde Sie meine Lieblingstuersteherin.

Folgen taten einige verdammt lustige Abende. Ob im “Dance-Classics Floor”, der Druckkammer oder (am Ende des Abends) sogar alleine auf der Tanzflaeche in der Mainhall. Lustig wurde es immer in guter Gesellschaft, trotz der eislastigen Mix Getraenke.

Im Sommer 2005 wurde dann Sand angekarrt, Palmen aufgestellt und der Beachclub eroeffnet. Ich kann mich auch noch an den “inoffiziel” angeheuerten Animateur erinnern. Nach einem kleinen Feuerwerk stellte dieser dann sein Koennen zur Schau. Was er vielleicht doch besser haette bleiben lassen sollen. Zwischen einigen netten Feuerball Einlagen (usw.) hatte er staendig das Beduerfnis ein Magazin durch seine Gaspistolen zu jagen. Das sollte wohl cool aussehen, wirkte aber eher ein wenig laecherlich. Als dann der Grossteil des Publikums in das innere der Disco gefluechtet war und ordentlich zu Techno auf der Tanzflaeche abging, kannte der Animateur keine Gnade und kam hinterher. Kurzerhand wurde die Tanzflaeche gesperrt und unser Animateur wiederholte seine Show. Auch die Gaspistolen Nummer hat er nicht weggelassen. Es war echt belustigend zu sehen wie eine ganze Halle voll von tanzwuetigen Technofreaks mit gelangweiltem Gesichtsausdruck (bestenfalls!) die Show ueber sich ergehen lies. Ein grosser Brandfleck blieb hier als Erinnerung an das Spektakel auf dem Mainhall Boden zurueck.

Nicht vergessen (wie auch Dank der Narbe) werde ich auch nicht eine Lektion, deren Folgen ich eigentlich schon in meiner Realschulzeit hatte sehen koennen. Da war irgendjemand mit einer Flasche in der Hand gerannt. Er wurde dann mit einem Krankenwagen abgeholt.

Aber wie es so ist, zu spaeter Stunde. Das Taxi fuer die Heimfahrt hatte ich schon bestellt, wir tranken noch einen letzten Drink an der Bar und ich ueberlegte mir noch eine Runde auf der leeren Mainhall zu drehen. Das war schliesslich ein Hobby von Philipp und mir. Philipp war nur leider nicht da und die anderen nicht aufgeschlossen fuer so eine Aktion. Also musste ich alleine los. Durch einen kuerzlich erfolgten Umbau wurde der Boden um die Tanzflaeche herum angehoben. Dies schraenkte den Platz gewaltig ein. Was mir auch in der ersten Runde sofort auffiel. Also versuchte ich die Kurve zu bekommen..

Und tja, nun sind wir wieder bei meinen DocMartens Schuhen. (Sie sind zwar echt schoen und gut, aber die Sohle ist unter aller Sau. Total glatt. Wie oft bin ich in dem HBF auf den glatten Fliesen schon einer U-Bahn hinterher geruscht…)

Ich bemerkte noch ‘im Fall’ das irgendjemand auf dem Boden ein Getraenk verschuettet hatte. Ich denke, ich brauche nicht zu erwaehnen, dass ich noch ein Flaschenbier in der Hand hatte. So lag ich auf dem Boden und dachte nur “Mist!”. Ich wusste nur das mein rechter Arm den Aufprall am Boden abgefangen hatte und wollte mir das Ergebnis lieber nicht ansehen. Also flott aufgestanden und ab zu der Person von der ich wusste das Sie gewissenhaft bei der Feuerwehr gewesen ist. Ein paar Schritte spaeter stand ich dann auch vor Smemo. Ich hielt ihm die Hand in sein Blickfeld und sagte nur “Tue was!!!”.

Er drehte mich freundlich zur Bar und wir machten die Bedienung auf meinen Unfall aufmerksam. Waerend das Blut fleissig auf den Tresen tropfte schien die gute Dame garnichts zu begreifen. Nach einer kurzen Diskussion bekamen wir dann ein paar Servietten die mir Smemo auf die Wunde drueckte. Waerend wir mit grossen Schritten Richtung Ausgang eilten, kamen uns auch schon auf halbem Weg die Securitys entgegen, welche die gute Dame in ihrer Panik wohl auch alamiert hatte.

So testeten wir gemeinsam einmal die Vollstaendigkeit des Erste Hilfe Koffers der Discothek. Verband war da, nur leider niemand der damit umgehen konnte. Zum Glueck war Nielz Anwesend, ich hatte fuer einen Moment ganz verdraengt das er seine Zeit beim Bund fleissig genutzt hatte ein Sanitaeter zu werden.

Nebenbei durfte ich mir dann einige Sprueche anhoeren. Meine Lieblingstuersteherin war davon ueberzeugt, dass es mit Sombrero nicht passiert waere. Auf meine Bitte nach einem neuen Bier, hoerte ich dann nur Sprueche wie “Du laeufst ja schon aus.” und aehnliches. Selbstverstaendlich waren haargenau an diesem Abend alle Bekannten im Zeppelin versammelt…

Waerend Nielz mich zusammen flickte, ging Smemo auf die Toilette, um sich seine Blutverschmierten Haende zu waschen. Ein anderer Gast neben ihm, warf nur einen kurzen Blick auf seine Haende und blickte dann sehr respektvoll weg.

Ich weiss es noch genau. Meine Gedanken waren weniger bei den Schnittverletzungen am Ellenbogen und in der Hand, vielmehr dachte ich an den Chef unseres Taxifahrdienstes. Ich hatte schon bestellt und wusste das ich keine Gnade erwarten konnte.

Der Krankenwagen war da und ich und Nielz (als Begleitung) fuhren in das Krankenhaus. Der Arzt war sichtlich genervt von meinem erscheinen und ich versuchte die Stimmung durch eine leichte Unterhaltung aufzubessern. “Nicht viel los heute, wie?”, wenige Sekunden spaeter erfuhr ich wieviele Patienten sich zur spaeten Stunde so einfinden und was einem von Ueberstunden geplagtem Arzt so alles zugemutet wird. Die Stimmung hatte sich allerdings nicht gebessert. Dafuer bestaetigte der Arzt meine Befuerchtung, dass ein wenig genaeht werden muesse. Ich wurde in ein anderes Zimmer gebracht und dort erstmal allein gelassen.

So lag ich dort. Nielz wurde gebeten, dem nun folgendem Eingriff nicht beizuwohnen und verabschiedete sich in ein entferntes Zimmer. Auf einmal vibrierte mein Mobiltelefon. Mir fiel es schlagartig wieder ein. Unser Taxi! Mit der unverletzten Hand nahm ich den Anruf an. Es folgte eine laengere Diskussion. Mein Argument, dass ich gerade im Krankenhaus liege, wurde nicht gezaehlt (“Ja, ich steh jetzt aber hier.”). Nach ungelogen drei Minuten hatte ich das Gespraech dann beendet.

Der Arzt und seine Assistentin kamen wieder. Meine Hoffnung durch den Anblick der Betaeubungsspritze wegzutreten, klappte leider nicht. Sie war wirklich gross. Sicherheitshalber machte ich darauf aufmerksam, dass ich mich wehren koennte. Abgeschreckt hat es sie nicht. Und so versuchte ich meinen Arm davon abzuhalten, bei jedem Stich in die offene Wunde weiter nach hinten wegzurutschen. Der Prozess gestaltete sich weniger Aufwendig als ich befuerchtet hatte. Nielz konnte die Anzahl der Einstiche anhand der sehr kurz gehaltenen “Au?”´s und “Ah?”´s zaehlen. Am besten war aber der Dialekt von dem zustaendigem Arzt beim roentgen. Naja, zurueck zum Thema…

Goettlich war auch ein Abend wo Sammy Deluxe in das Zeppelin kam. In der gesamten Discothek fielen sofort die ‘Homies’ mit Ihren XXXXL Hosen (ungelogen) auf. Ich tat mich echt schwer nicht jedesmal laut los zulachen. Die Show war dann auch der Hammer. Samy Deluxe stand auf der Buehne. Den gespielten Songs fuegte er nur vereinzelt ein “Yeah” hinzu oder stoehnte ein wenig in das Mikrofon. Es war trotzdem ein genialer Abend und wir liessen anschliessend noch im Beach Club unsere Fuesse in dem Pool baumeln. Die Taxifahrt wurde dann allerdings sandig…

Einige Abende standen wir auch einfach nur angetrunken im Kreis auf der Tanzflaeche und hofften auf gute Musik. Die Druckkammer war hier am Ende immer oefter die bevorzugte Wahl, aber nur weil man es von dort am naechsten zu den Toiletten hatte.

Lustig war auch der Bus Service von dem Zeppelin. Wir wurden schoen aus Rottorf abgeholt und spaeter wieder mit dem Doppeldecker zurueck gefahren. Unsere lustigen Lieder (Marci!) brachten die begleitenden Tuersteher schnell zur Verzweiflung und wir ernteten viel Hass. ;)

Ich erinnere mich noch an Ein-Euro-Feiern, wo ich mich extra bei der Bank mit Ein-Euro-Rollen eindeckte.

Wenn ich weiter ueberlegen wuerde, dann koennte ich endlos Geschichten ueber das Zeppelin schreiben.

Fakt ist. Viele Sachen gingen am Ende schief. Es entstand eine Art Hassliebe zum Zeppelin. Aber nun ist das Programm ja vorlaeufig ausgesetzt und das Zeppelin geschlossen. Es ranken sich Geruechte ueber einen Umzug des Zeppelins oder gar um eine Insolvenz. Mal schauen wie es sich entwickelt.

Ich bin nicht wirklich stark enttaeuscht ueber den Abgang des Zeppelins, aber ich blicke auf eine Menge amuesanter Abende zurueck, an die ich mich gerne erinnern tue.

Fortune, fame..
Mirror vain!
Gone insane…
But the memory remains!
( Metallica – The Memory Remains )

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