Blubberblasen

8:30 Uhr, ein normaler Werktag. Ich stehe mit meinem Kaffee auf dem Faehranleger und geniesse den Sonnenaufgang, der die Containerterminals in ein orangenes Licht faerbt. Neben mir unterhalten sich zwei Landratten, die auch auf die Faehre warten: “Ich weiss nie ob es ‘Morgenrot Seemannstod’ oder ‘Abendrot Seemannstod’ heisst.” – Ich habe erst ueberlegt etwas zu sagen, aber dann dachte ich, nein, einfach ignorieren, dass ist besser fuer meine Nerven. Eine Nacht auf einem schlecht beleutetem Segelschiff, ohne technische Navigationshilfen, wuerde hier vielleicht zu einer spontanen Einsicht fuehren.

Gerade zuvor hatte ich ein hinterhaeltiges Attentat ueberlebt. Die Bahnhofshalle Landungsbruecken wird durch eine kleine, nur von Pfeilern unterbrochene, ca. 10 Meter breite Treppe in zwei Ebenen getrennt. Gluecklicherweise kam ich von der unteren Ebene und konnte schon gleich das Seifenwasser erkennen, welches vor der Treppe in einem meterbreiten Streifen aufgetragen worden war. Die gesamte Halle war trocken, wirklich nur vor dieser Treppe war der Streifen. Ich schielte zu dem Wischmopfuehrer. Entweder der gute Mann hasst seinen Job, oder er arbeitet fuer die Taliban. Einen markanten Bart konnte ich beim umdrehen nicht erkennen.

Der weitere Verlauf des Tages war auch nicht so rosig. Der Polizeihubschrauber, die Polizeistreifenwagen oder vielleicht auch das Boot der Wasserschutzpolizei, haetten ein Indikator dafuer sein koennen. Ich haette sicherlich nur halb so interessiert den Hubschrauber beobachtet, wenn ich gewusst haette, dass in einer unscheinbaren Schute gerade eine 500 Pfund schwere Fliegerbombe vor unserem Buerogebaeude entlang transportiert wurde, deren Saeurezuender (fuer eine zeitverzoegerte Detonation) schon ausgeloest wurde. Es war unklar, ob die Bombe sofort oder erst innerhalb von zwei Tagen explodieren wuerde. Um die guten Neubauten in der Hafencity (dort wurde die Bombe gefunden) zu retten, wurde die Bombe auf die Elbinsel Schweinesand gebracht. Dort wurde die Explosion dann gezielt ausgeloest – Mitten im Naturschutzgebiet Nesssand. Fuer eine Grube war auch keine Zeit mehr, deswegen erfolgte die Sprengung auf einem Schlauchboot. Auf der anderen Seite der Elbe zerbrachen durch die Wucht Fensterscheiben und einige aeltere Mitbuerger holten ihr NSDAP Parteibuch vom Dachboden. Die Elbe war in dem Zeitraum fuer die Schifffahrt gesperrt.

Das morgendliche Ausparken aus der Garage kann aber auch gefaehrlich sein. Ebenso schnell, wie ich das Gaspedal durchgetreten hatte, war ich auch schon wieder auf der Bremse. Ein Kabel das von einem Regal hing, hatte sich an dem rechten Seitenspiegel verharkt. Der halbe Inhalt des Regals war schon heruntergefallen und das Regal schon boese am schaukeln. Gerade noch rechtzeitig gebremst. So kann man auch wach werden…

Cos Ill miss you and I love you.
I know this is over for now,
cos I miss you, ohh, how I miss you.
( Jack Penate – Torn On The Platform )

One Response to “Blubberblasen”

  1. Nixe Says:

    *schlapplach*
    Ich weiß zwar nicht, welchen Beruf Sie ausüben, aber ich würde Ihnen raten Schriftsteller zu werden!!

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